7.-10.11.
Am vierten Tag wollen wir ins French Valley. So recht wissen wir nicht, was uns erwartet, aber wir gehen einfach mal los. Schön, dass wir heute abend wieder in Los Cuernos sind, daher müssen wir nicht so viel mitschleppen.
Zuerst geht’s knapp zwei Stunden den gleichen Weg wie gestern bis zur Brücke zurück und dann von den 70m Meereshöhe auf ca. 750m. Der Weg führt wieder durch Wald, mal gespenstisch alt und knorrig, mal grün und schlank und rank – sehr abwechslungsreich und gut vor Sonne geschützt, denn die brennt hier ganz gut auf meine wenigen Haupthaare. Dann lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf eine riesige Wand frei, die auch mehrere Gletscher beinhaltet. Es bricht auch immer wieder etwas ab – wir hörten es schon beim Aufstieg immer wieder donnern. Spektakuläres Schauspiel! Nachdem Natalja und Paul auch da sind, gehen wir von jetzt an gemeinsam. Nach einer Pause geht’s weiter durch den Wald. So genau wissen wir nicht bis wo hin, denn der angepriesene Aussichtspunkt ist für uns doch etwas zu weit. Wir hoffen auf (und finden auch) eine Stelle vorher, die den Blick ins Valley freigibt. Umgeben von Granit- und Sedimentfelsen machen wir Mittag und kämpfen mit den riesigen Sandwiches, die wir mit bekommen haben. Groß und schwer wie Backsteine, aber sehr lecker und sehr viel! Wir sind jetzt fünf Stunden unterwegs. Bis zum Aussichtspunkt wäre es noch mal eine Stunde – und alles wieder zurück. So beschließen wir vier, dass es für heute gut ist und wir den Rückweg antreten. Nach insgesamt neun Stunden Wanderung sind wir zurück, freuen uns auf Dusche und Tee und wieder eine Monsterportion Leckeressen mit sebstgebackenem Brot und sogar Kuchen zum Nachtisch. Dafür bekommt der Koch auch einen extra Beifall!
Tag fünf sollte laut Karte kürzer sein. Wir wandern “nur” von Los Cuernos zur nächsten Hütte Chileno. Der Himmel ist bedeckt, die Rucksäcke wieder schwer und es weht ein kalter Wind. Selbst das Mittagessen wird eher kurz, weil es echt kalt ist. Die Landschaft ist noch mehr Steppe als bisher, z.T. auch sumpfig. Kondore nutzen den starken Wind, um aufzusteigen. Die Strecke zieht sich hin, so daß es insgesamt eine Sieben-Stunden-Wanderung wird. Wir sind froh, die letzten Höhenmeter irgendwann überwunden zu haben und sehen die Hütte im Tal an einem Fluß liegen. Vor der Tür stehen ein paar Pferde, die bringen unser Abendessen und Frühstück hier her – welch ein Luxus für uns. Erschöft genießen wir die Wärme des Ofens hinter der großen Fensterfront und freuen uns, gut angekommen zu sein.
Wir entdecken auch einen Berg Schnitzel und einen riesigen Topf mit Kartoffelbrei, den wir heute abend wieder verdrücken müssen. Etwas später kommt noch ein Trupp “Wikinger-Reisen” an und prompt ist die Hütte voll. Ausserdem dominieren sie ab dem Zeitpunkt natürlich die Hütte – naja. Viel zum Unterhalten mit unserem Ärzteteam kommen wir eh’ nicht, denn wir sind alle vier nach fünf Tagen ungewohnter Bewegung erschöpft.
Der letzte Tag beginnt früh. Nachdem die Wikinger “durch” sind, frühstücken wir und gehen um halb 9 auf unseren Aufstieg zu den Torres. Weil wir hier wieder vorbei kommen, haben wir wieder nur leichtes Gepäck dabei – welch eine Wohltat. Der Aufstieg ist zunächst flach, später sehr steil und z.T. auch rutschig. Entgegen kommen uns die Camper, die zwei Stunden von der Hütte entfernt genächtigt haben und zum Sonnenaufgang oben waren – viele bekannte Gesichter der letzten Tage oder von der Fähre darunter. Nach zwei Stunden sind wir oben am Bergsee zu Füßen der Torres. Und der Blick ist wirklich fantastisch. Senkrecht ragen die drei Türme über dem See auf, es ist herrlicher Sonnenschein und nachdem die Wikinger gegangen sind, haben wir ihn fast für uns. Über eine Stunde machen wir alle immer wieder die selben Fotos, krakseln noch zwischen den Steinen rum, genießen unser leichtes Mittagessen und dazu das kristallklare Wasser und können uns gar nicht satt sehen.
Nach einer Stunde begeben wir uns auf den Rückweg. Jetzt begegnen uns ganze Völkerschaaren, die von noch weiter unten die Torres erklimmen wollen. Gegen zwei Uhr sind wir zurück, versuchen uns noch an den Monstersandwiches, scheitern aber kläglich und beginnen unser letztes Stück Weg ins Tal. Wieder haben wir die weite Steppe mit den türkisen und tiefblauen Seen vor uns. Wir finden sogar ein großes Bergmassiv, das wir an den Tagen zuvor völlig übersehen haben. Und die Aussicht, die Rucksäcke nur noch ein kurzes Stück tragen zu müssen, beflügelt unseren Schritt.
Am Ende des Tals in der Hotelbar feiern wir die rund um gelungene Tour mit einem Mojito – ach wie lecker! In einem Anfall von Größenwahn (oder Alkoholeinfluß?) entscheiden wir dann, dass wir die letzten 7,5 km bis zum Bus auch noch gehen, weil wir ja noch zwei Stunden Zeit haben. Hier geh’s wirklich noch mal durch die weite Steppe. WIr sehen sogar noch ein paar patagonische Gänse und Guanakos und kommen glücklich um sieben Uhr an der Busstation an. Der Bus holt uns dann um acht Uhr ab und fährt uns in 1,5 Stunden nach Hause. Ohhh – wie eine Dusche und ein Bett doch schön sein können – und morgen gibt’s keinen Rucksack mehr!